Wirkung, Risiken und pflanzliche Alternativen
Heute möchte ich mich dem wichtigen Thema Magenschutz widmen, weil ich bei der Beratung in der Apotheke immer wieder merke, dass viele Kunden (auch oft sehr lange) einen Protonenpumpenhemmer einnehmen, ohne über die Wirkung, die Risiken oder auch Alternativen Bescheid zu wissen.
Neben den Cholesterinsenkern gehört die Gruppe der Protonenpumpenhemmer (auch unter der Abkürzung PPI, der Bezeichnung Magenschutz, Magenschoner oder Säureblocker bekannt) zu den weltweit am häufigsten verordneten Medikamenten (globaler Umsatz 2008: ca. 26,5 Milliarden Dollar).
Zu den wichtigsten Vertretern zählen Pantoprazol, Esomeprazol, Lansoprazol, Omeprazol und Rabeprazol.
Mittlerweile gibt es auch rezeptfreie Protonenpumpenhemmer am Markt und so können Kunden den einmal lieb gewonnenen„ Magenschutz“ auch problemlos nachkaufen. Zugelassen sind Protonenpumpenhemmer bei Refluxösophagitis (Sodbrennen), Gastritis (Entzündungen der Magenschleimhaut) und als Begleitung zur Elimination des Bakteriums Helicobacter. Da manche Medikamente, z.B. Schmerzmittel die Magenschleimhaut angreifen können, werden Pantoprazol & Co auch gerne begleitend als Magenschutz verordnet.
Wirkung:
Die Wirkung beruht auf der Blockierung einen Enzyms (Protonenpumpe), welches in der Magenwand sitzt und Magensäure in den Magen pumpt. Dadurch gelangt weniger Säure in den Magen und der ph-Wert steigt. Die gereizte Schleimhaut von Magen und Speiseröhre kann abheilen.
Nebenwirkungen:
Allerdings bleibt die längerfristige Anhebung des ph-Werts im Magens (deutlich geringeres saures Milieu) nicht ohne Folgen. Mit einer einmaligen Gabe erreicht man eine Säureblockade bis zu 3 Tagen (dosisabhängig):
- Durch die langfristige Verschiebung des ph-Wertes kommt es zu einer Veränderung des Mikrobioms. Die Besiedelung von unliebsamen Keimen, die sich aufgrund des fehlenden sauren Milieus im Darm vermehren können, kann Beschwerden wie Durchfall oder chronische Infektanfälligkeit verursachen. Mittlerweile wissen wir, dass unser Microbiom einen ganz wesentlichen Einfluss auf unsere gesamte Gesundheit hat.
- Ebenso wird die Aufnahme mancher Vitamine (Vitamin B12, Vitamin C) durch Säureblocker stark eingeschränkt. Das wichtige Vitamin B12 braucht ein saures Milieu und einen Transport-Faktor (Intrinsic factor), um aktiv aus der Nahrung aufgenommen zu werden. Beides blockieren die PPIs. Vitamin B12 hat aber ganz wichtige Aufgaben im Körper zu erfüllen, wie die Bildung von roten Blutkörperchen oder den Aufbau und Erhalt von gesunden Nervenfasern. Ein Vitamin B12 Mangel hat daher dramatische Auswirkung auf unsere Gesundheit, führt zu starker Müdigkeit, Blutarmut und wird auch immer wieder mit der Entstehung von Alzheimer und anderen Demenzformen in Verbindung gebracht.
- Auch die Mineralstoffe Magnesium, Calcium und Eisen benötigen ein saures Milieu zur Aufnahme. Die langfristige Einnahme von PPIs kann daher zu Knochenbrüchen führen- einige große Studien legen dies nahe.
- Belastung von Leber und Niere: Wie sehr viele Arzneimittel belasten auch Protonenpumpenhemmer bei langfristiger Einnahme Leber und Niere. Vorallem Entzündungen der Niere wurden sehr viel häufiger bei Personen festgestellt, die über einen langen Zeitraum Magenschutz einnahmen.
- Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln: Wechselwirkungen können mit Blutverdünnern (Clopidogrel, Warfarin ), Mitteln zur Behandlung von Pilzerkrankungen und Mitteln gegen virale Infektionen auftreten
- Oftmals führt das Absetzen von PPIs zu einem sogenannten Rebound-Effekt. Es wird nun besonders viel Säure produziert und ausgeschüttet, da der Körper den langen Säuremangel nun versucht wettzumachen. Der Teufelskreis beginnt von neuem…
Grund genug also, über Alternativen nachzudenken und zum Glück sind mittlerweile einige wirklich gut wirksame pflanzliche Alternativen am Markt.
Pflanzliche Alternativen:
Alginate:
Wirkung: Alginate bilden mit der Magensäure ein zähflüssiges Gel. Dieses Gel schwimmt auf dem Speisebrei und bildet so eine physikalische Schutzbarriere zwischen Mageninhalt und Speiseröhre (sogenanntner Alginat-Deckel). Weiters neutralisieren Alginate die Magensäure. Da Alginate nicht in die Blutbahn gelangen, können sie auch von Schwangeren und Stillenden problemlos eingenommen werden. Aufgrund der guten Verträglichkeit und da die Produkte kaum Nebenwirkungen aufweisen, sind sie bei Reflux die erste Wahl (neue Leitlinien-Empfehlung DGVS 2022).
Natürliche Schleimstoffe (z. B. aus Käsepappel, Eibisch oder Aloe) bilden einen Schutzfilm auf der Schleimhaut der Speiseröhre und des Magens. Dies begünstigt die Wiederherstellung des physiologischen Zustands der gereizten oder verletzten Speiseröhre. Produkte wären Neo-Bianacid oder Gastrobalance. Beide enthalten auch noch zusätzlich basisch wirksame Substanzen wie Kalkstein oder Natrium bicarbonat.
Fazit:
Meine Empfehlung ist daher, Protonenpumpenhemmer so viel wie nötig und so wenig wie möglich einzusetzen und anstelle oder im Intervall immer wieder auch Alternativen zu verwenden. Oft ist ein gereizter Magen auch Ausdruck von Stress oder falscher Ernährung und man sollte hier auch immer über eine Änderung des "Lifestyles" nachdenken, wenn der Magen ständig "zickt". Ganz wichtig wäre auch, bei einer Langzeitanwendung mit Protonenpumpenhemmern den Vitamin B12 Spiegel kontrollieren zu lassen und in Abständen auch die Knochendichte messen zu lassen.